Vorstellung der Auswahltrasse

Link teilen

Am 13.04.2021 wurde der Vorschlag für eine Variante einer zweigleisigen Neubautrasse für den Brenner-Nordzulauf vorgestellt. Die Planer hatten durch das abgeschlossene Raumordnungsverfahren zahlreiche “Hausaufgaben” bekommen, weil die Grobtrassen nur durch die Erfüllung der sogenannten Maßgaben raumverträglicher gemacht werden können. Diese sind bei weitem noch nicht alle berücksichtigt!

Anton Knapp (Sprecher der Deutschen Bahn für Großprojekte in Bayern) moderierte die ca. einstündige Pressekonferenz. Neben Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel und Gesamtprojektleiter Matthias Neumaier nahm auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) teil. Es wurde nicht nur der Verlauf der Trasse sondern vorgestellt, sondern auch begründet wie die Planer zu diesem Vorschlag gekommen sind.

Sehen Sie sich hierzu die Pressekonferenz an, die der BR aufgezeichnet hat (Online bis 13.04.2022):

Quelle: https://www.br.de/mediathek/video/trassenvorschlag-fuer-brenner-nordzulauf-trassenvorschlag-fuer-brenner-nordzulauf-av:6075853dc2726d000740c876

Wo verläuft die Trasse nach dem Vorschlag der Bahn?

Eine Gesamtübersicht von der Staatsgrenze zu Österreich bis nach Ostermünchen gibt folgende Karte.

Quelle: https://infomarkt.brennernordzulauf.eu/d/NOB_Erweiterte%20Planungsraumkarte_3-2021-2.svg

Die Bahn hat sich für die Trassenvariante “Violett” (mit einigen Anpassungen im Vergleich zu den Grobtrassen) als Vorzugstrasse für den Brenner-Nordzulauf und damit für eine Ostumfahrung von Rosenheim entschieden. Der Tunnelanteil beträgt dabei ca. 60 Prozent.
Doch auch diese Trasse ist nicht raumverträglich und wird den Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum der Region Rosenheim/Inntal zerstören.

Die Animation der Bahnplaner zeigt sehr eindrucksvoll, was der Bau der vorgestellten Trasse vorallem für die oberirdisch betroffenen Bereiche bedeuten würde:
tiefe Einschnitte in die Landschaft, hohe Dämme (teilweise höher als ein Wohnhaus!)

Wo man aktuell noch idyllisch wohnt und einen schönen Bergblick hat, könnte in Zukunft der Ausblick von einer bis zu 10 Meter hohen Bahntrasse für immer blockiert und die Idylle durch nie mehr endenden Zuglärm vernichtet sein. Dort wo aktuell große Freiflächen sind, würde die Landschaft zerschnitten und Nachbarorte voneinander getrennt werden.

Sehen Sie sich das Video dazu an.

Die Bahn schreibt zu diesem Video: “Die gezeigte Animation entspricht einem sehr frühen Planungsstand nach der Trassenauswahl. Der Endzustand kann sich im Rahmen der künftigen Planungsphasen ändern.”
Damit ist klar, dass diese Variante nur ein erster Vorschlag ist. Die Endversion kann davon deutlich abweichen. Die Einwohner der Region sind weiterhin angehalten mitzugestalten.

Was bedeutet das für Kolbermoor und Bad Aibling?

Drei der vier verbliebenen Grobtrassen hätten westlich des Inns entlang geführt und wären durch Kolbermoor und Bad Aibling verlaufen. Mit der nun vorgeschlagenen östlichen Trassenführen sind Kolbermoor und Bad Aibling nicht mehr direkt von Neubautrassen für den Brenner-Nordzulauf betroffen. Dies führt bei den Anwohnern verständlicherweise erstmal zu Erleichterung.

Die westlichen Varianten wären zum Großteil oberirdisch verlaufen und hätten eine großflächige Abholzung von Wäldern sowie die Zerstörung großer Moorgebiete bedeutet. Den Anwohnern bleibt eine gigantische Baustelle erspart, die möglicherweise Jahrzehnte dauert.

Lesen Sie hier was Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo sagt: https://www.kolbermoor.de/brenner-nordzulauf-247.html

Warum wurden die westlichen Varianten verworfen?

Ein Hauptgrund ist nach offiziellen Angaben der schwierige Baugrund, vorallem im Bereich um Raubling und Kolbermoor. In diesen Gebieten ist der Rosenheimer Seeton sehr mächtig, was für größere Bauvorhaben unkalkulierbare Risiken bedeutet. Die Bürgerinitiative Nordzulauf Kolbermoor hat bereits seit Jahren auf diesen Zustand hingewiesen. Zur genaueren Analyse des Bodens wurden trotzdem u.a. in Kolbermoor zahlreiche Bodenbohrungen gemacht. Als Erkenntnis schreibt die Bahn: “Der Boden im Zentralbereich des Rosenheimer Beckens (Raum Kolbermoor, Raubling) besteht aus Seeton. Ausführliche Studien und Berechnungen zu technischen Lösungen konnten die Gebrauchstauglichkeit für Strecken in diesem Bereich nicht nachweisen. Daraus folgt, dass die westlich an Rosenheim vorbeiführenden Varianten technisch nicht machbar sind.“ Quelle: https://infomarkt.brennernordzulauf.eu/themeninsel/geologie

Wie ist der Tunnelanteil im Osten zu bewerten?

Die Streckenlänge der Auswahltrasse beträgt ca. 54 Kilometer. Aktuell ist ein Tunnelanteil von aktuell 60% geplant. Das heißt aber auch, dass 40% der zweigleisigen Neubaustrecke oberirisch verlaufen würden! Für die Region Rosenheim ist das nicht akzeptabel.
Natur und Menschen sind bereits mit sehr viel Infrastruktur belastet (Bahnstrecken nach Kufstein, Salzburg, Wasserburg, München und Holzkirchen sowie zwei Autobahnen und zahlreichen Bundes-, Kreis- und Staatsstraßen).

Da jeder Kilometer Tunnelbau mehrere zehntausend Tonnen CO2 erzeugt, davon der Großteil bei der Beton- und Stahlproduktion, ist es mehr als fraglich, ob dieser gigantische Ausstoß von Treibhausgasen jemals kompensiert werden kann. Bis eine Neubautrasse (Richtung 2040) fertig sein könnte, ist zu erwarten, dass nicht nur PKWs sondern auch LKWs durch neuartige Antriebe (Strom, Wasserstoff) nahezu CO2 neutral unterwegs sind. Weil dadurch keine CO2 Einsparung mehr durch eine Verlagerung auf die Schiene stattfindet, würde das bedeuten, dass der Bau einer langen Tunnelstrecke mehr CO2 produziert hat als eingespart werden kann.

Weiter ist zu bedenken, dass eine Bauweise im Tunnel relativ teuer ist. Bei Neubaustrecken ist vorgeschrieben, dass der Nutzen größer als die Kosten sein muss. Ist das nicht der Fall, darf kein Neubau stattfinden!

Wie geht es mit der Bürgerinitiative Nordzulauf Kolbermoor weiter?

Wir kämpfen weiterhin gemeinsam mit den anderen Bürgerinitiativen gegen den Neubau und für den Ausbau der Bestandsstrecke mit Lärmschutz nach Neubaustandard!

Die Petition mit 30.000 Stimmen dazu liegt immer noch “zur Prüfung”…

Die Zeit der ruhigen Mahnfeuer ist beendet. Ab jetzt sind wir laut!
Am 24. April wird es eine Protestwelle durch den Landkreis Rosenheim geben!