Artikel Herr Prof. Dr. Wagner

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Kolbermoor – Prof. Dr. Wagner, ein Mitglied der Kolbermoorer Bürgerinitiative Nordzulauf Brenner beschäftigte sich mit den beiden Grobtrassen durch Kolbermoor und den Auswirkungen auf die Menschen, Gebäude, Landschaft, Umwelt und Natur.

Die von der Bahn AG vorgelegte Grobplanung der Neubautrassen zum Brennerbasistunnel sieht westlich von Kolbermoor eine oberirdische Streckenführung vor.

Wegen des Höhenunterschiedes von Großkarolinenfeld bis zu dem Gebiet um Bad Feilnbach und einem für die Bahntrasse vorgegebener Steigung von maximal 1,25 % wird es notwendig werden, die Bahntrasse über Brückenbauwerke zu führen. Wie diese, die Landschaft zerstörende Brückenbauwerke aussehen, wurde bisher von der Bahn AG nicht publi­ziert.

Es wäre wünschenswert, wenn die Bahn AG auf ihren Plänen dreidimensional darstellen würde, wie dieses in die Landschaft gestellte Brückenbauwerk letztlich aussieht. Die betroffenen Bürger hätten dann einen deutlichen Eindruck davon, welch gewaltige, die Landschaft verunstaltende Betonkonstruktion zwischen Kolbermoor und Bad Aibling in dieses ebene Gebiet gestellt wird. Zweidimensionale Pläne mit ein paar einfachen kurvigen Linien, wie von der DB Netze publi­ziert, stellen für die Bürger keine ausreichenden und befriedigende Informationen dar.

Westliche Trasse ist abzulehnen

Da sich in dieser Region ursächlich ein Moor befand und ein wohl wenig tragfähiger Bau­grund vorhanden ist, ist es bei einer Streckenbelastung durch 740 m lange Güterzüge sehr aufwändig und extrem kostenintensiv eine ausreichend tragende Baukonstruktion zu gründen.

Die westliche Kolbermoorer Grobtrasse ist daher, sowohl aus Gründen der Landschaftszer­stö­rung als auch der erheblichen Unwägbarkeiten bei der Bauwerkserstellung abzulehnen.
Tunnellösung beinhaltet erhebliche Probleme

Bleibt als weitere vorgestellte Planung eine Bahntrasse östlich von Kolbermoor. Diese soll nach den bisher vorgelegten Plänen der Bahn AG teilweise in einem Tunnel geführt werden. Diese Lösung kann zwar aus landschaftsgestalterischen und lärmschutztechnischen Grün­den eine anzustrebende Variante sein und wird daher von vielen als sinnvoll angesehen. Bei genauerer Betrachtung beinhaltet diese Lösung aufgrund der Grundwasserströme in der Gegend von Kolbermoor-Süd bis hin zur Autobahn erhebliche Probleme.

Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt befindet sich in diesem Bereich die Oberkante des Geländes auf einer Höhe von 461 m ü. NN. Der obere Grundwasserspiegel liegt 1,68 m bis 3,47 m unter dieser Geländeoberkante. Das heißt: Gräbt man für einen Tunnel zwischen 3 m und 5 m in diesem Bereich in die Erde, befindet man sich voll im Grundwasser. Für bauliche Maßnahmen (z. B. die Errichtung eines Tunnels) bedeutet dies, Grundwasser­absenkung und Grundwasserhaltung in größerem Ausmaß.
Folgen für Natur und Bebauung

Es stellt sich die Frage: Welche Folgen hat dies für die bestehende Bebauung und die vor­handene Natur (z. B. Waldflächen)? Aus Kostengründen erscheint für die Errichtung eines solchen Tunnels eine sogenannte of­fene Bauweise sinnvoll. Man gräbt die Erde ab, errichtet den Tunnel und schüttet später die Baugrube um den Tunnel wieder zu (siehe z. B. Tunnelbauwerke für U-Bahnen in den Städ­ten).

Notwendig ist es hierzu, das Grundwasser in einem Trichter um die Baugrube abzusenken. Man verändert durch diese Grundwasserabsenkung die Bodentragfähigkeit unter den in die­sem Gebiet befindlichen Bauten. Die Folge solcher Grundwasserabsenkungen sind häufig Risse und Setzungserscheinungen an diesen Gebäuden.

Es kann somit erhebliche Mängel an der Bausubstanz in Kolbermoor entstehen. Schadensaufnahmen und Rechtsstreitigkeiten mit allen negativen Begleiterscheinungen sind aufgrund dieser Mängel für die Bauwerksbesitzer/innen vorprogrammiert.

Außerdem verlieren Bäume im Bereich dieser Grundwasserabsenkung ihre Wasserversor­gung und sterben ab.

Eine Vereisung des Baugrundes zur Vermeidung einer Grundwasserabsenkung wäre auch eine Möglichkeit zum Herstellen der Baugrube. Für diese Maßnahme bedarf es jedoch zwingend der Offenlegung einer realistischen Kostenschätzung.

Ist der Tunnel fertig gestellt, hat er eine Tiefe von ca. 8 m in die Erde hinein. Das Bauwerk muss wasserdicht sein. Im Prinzip hat man dann über die Länge des Tunnels eine unter­irdische Staumauer erstellt, welche den ursächlichen Durchfluss des Grundwassers be­hindert und das Grundwasser zurück- und aufstaut.

Die Folge ist ein steigender Grundwasserspiegel in Kolbermoor-Süd und der dortigen Umge­bung. Der steigende Grundwasserspiegel führt dazu, dass die Keller der dort befindlichen Gebäude einer erheblichen Grundwasserbeaufschlagung ausgesetzt sind und langfristig durchfeuchten und können somit auch mit Wasser volllaufen.
Bahntrassen in Kolbermoor sind vollständig abzulehnen

All diese negative Erscheinungen lassen nur einen Schluss zu: Auch eine Trassenführung mit einer Tunnellösung östlich von Kolbermoor ist aus oben genannten Gründen nicht sinnvoll und ebenfalls abzulehnen.

Was aufgrund des in dieser Gegend sehr kritischen Untergrundes mit Bauwerken geschehen kann, konnten die Nutzer der neu errichteten Westumfahrung von Rosenheim vor einiger Zeit zur Kenntnis nehmen: Die Straße hatte sich abgesenkt und musste saniert werden.

Schlussfolgerung: Es ist in vielfacher Hinsicht kompliziert, um Kolbermoor herum Bauwerke zu errichten, welche nicht die Landschaft zerstören, bestehende Gebäude schädigen und bei Beanspruchun­gen durch größere dynamische Lasten (Güterzüge) auch noch schadensfrei bleiben sollen. Aber als erstes muss der Bedarf nachgewiesen und vorhanden sein, bevor man mit den Planungen fortfährt.

Bahntrassen dieser Art und Größenordnung um Kolbermoor herum sind vollständig abzu­lehnen. Ein Nachdenken über andere umweltverträglichere Trassenführungen im Dialog mit den Bür­gern im Rosenheimer Raum muss zwingend erfolgen. Auch müssen Überlegungen angestellt werden, diesen sehr dicht besiedelten Bereich weiträumig zu umgehen.

Pressemitteilung Prof. Dr.-Ing. Claus Wagner, Bürgerinitiative Kolbermoor Nordzulauf Brenner

Quelle: mangfall24.de


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